…wird es wohl nicht sein, aber die Zeit läuft für die Reform des EEG, die bis Ende Juni durchgepeitscht und ab 1.8.2014 rechtskräftig werden soll.
Gemäß Gabriels Eckpunktepapier, das seit einigen Wochen kursiert, ist jedoch eine kleine Bombe enthalten, die vor allem fossile Kraft-Wärme-Kopplung-Anlagen (KWK) betrifft, obwohl diese vom EEG eigentlich gar nicht abgedeckt sind. Ihre Wirtschaftlichkeit wird massiv sinken, denn die Eigenstromerzeugung soll ebenfalls in den EEG-Belastungsausgleich mit einbezogen und mit einer Mindestumlage belegt werden.
Aus der Anlage zum Eckpunktepapier ergeben sich die konkreten Vorschläge:
- Grundsätzlich müssen Neuanlagen zukünftig 90% der EEG-Umlage auf den Eigenstromverbrauch abführen.
- Bei EE- und KWK-Anlagen beträgt dieser Satz 70%.
- Für Altanlagen wird die Befreiung in Höhe der EEG-Umlage 2013 von 5,28 Ct/kWh festgeschrieben.
Insbesondere den letzten Punkt könnte man als annähernd fair bezeichnen, denn die Investitionsentscheidungen für bestehende KWK wurden zumeist ausgehend von den viel niedrigeren EEG-Umlagen der Vergangenheit gefällt. Die Änderung schmälert also das Sahnehäubchen, aber es bringt keine (vernünftige) Investitionsrechnung ins Wanken.
Die 70%ige Mindestumlage bedeutet aber Stand heute eine Belastung i.H.v. 4,37 Ct/kWh, der Vorteil gegenüber „normalem Netzbezug“ sinkt also auf 1,87 Ct/kWh. Natürlich spart man weiterhin die Netznutzungsentgelte, erhält die Energiesteuererstattung auf den gesamten KWK-Brennstoff und die KWK-Zulage, sodass in vielen Fällen weiterhin Wirtschaftlichkeit gegeben ist. Aber bereits heute ist absehbar, dass die Ausbauziele der KWK nicht mehr zu erreichen sind, wie die Verbände B.KWK, ViK und VfW in einer gemeinsamen Stellungnahme deutlich machen.
Diese Entwicklung ist aus mehreren Gründen fatal:
- KWK ist als dezentrale und flexible Stromerzeugungskapazität der ideale Gegenpol zu den fluktuierenden Erneuerbaren.
- KWK ist nah am Verbraucher und entlastet daher die Netze.
- In Zeiten der endgültigen Abschaltung hochmoderner Gaskraftwerke wäre der Aufbau der sauberen KWK-Kapazität der Kohle-Renaissance natürlich vorzuziehen, um die benötigte Kapazitäten zu schaffen.
- KWK ist Basistechnologie für einen der wenigen absehbar sinnvollen und wirtschaftlichen Stromspeicher.
Ja, richtig gelesen: In Kombination mit der Power-to-Gas-Technik sinken zwar die Wirkungsgrade, aber das ist immer noch viel besser als überschüssigen Wind- und Sonnenstrom wegzuwerfen bzw. zu verschenken. Dadurch kann automatisch das Erdgasnetz als riesiger Energiespeicher fungieren, was das Stromnetz niemals leisten kann. Aber wenn die großen Gaskraftwerke aus wirtschaftlichen Gründen vom Netz gehen, bleiben aber nur KWK-Anlagen für die Rückverstromung des synthetischen Gases!
Es bleibt daher leider nur das ernüchternde Fazit, dass mit der vorliegenden Planung zwar kurzfristig eine Dämpfung der EEG-Umlagensteigerung erreicht wird, da vielmehr Strom in den Ausgleich einbezogen wird. Allerdings werden damit langfristig neue Probleme entstehen und eine dauerhafte Stabilisierung der Letztverbraucherstrompreise vermutlich gerade nicht erreicht.